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Nutzsignal und Rauschen bei unterschiedlichen Aufnahmepegeln

In diesem Artikel wird beschrieben, inwieweit sich grundlegende Qualitätsmerkmale wie das Grundrauschen bei verschiedenen Aufnahmesituationen niederschlagen.

Bei Mikrofonen sind zwei Aspekte von großer Bedeutung: Einmal ist es die sogenannte Linearität, also die Fähigkeit, über einen weiten Pegelbereich (= Aufnahmelautstärke) unverzerrt aufzuzeichnen und zum Anderen ist es die Forderung nach einem möglichst geringen Eigenrauschen. Während die Linearität vorwiegend von mechanischen Eigenschaften bestimmt ist, hängt das Rauschen auch von den elektrischen Komponenten ab. Verkürzt lässt sich Folgendes feststellen:

Jedes Mikrofon wandelt entsprechend der ihm eigenen Empfindlichkeit den aktuellen Schalldruck an der Membran in eine mehr oder weniger große Spannung, die je nach Wandlerprinzip von der Frequenz abhängt, was man gfs. durch elektrische Bauteile korrigieren kann, um zu einem glatten Frequenzverlauf zu gelangen. Da dies nicht vollständig gelingt, ergibt sich ein frequenzabhängiger Spannungsverlauf- so können sich Bässe und Höhen etwas unterscheiden, einzelne Frequenzbereiche betont oder abgeschnitten sein. Im Allgemeinen spricht man hier von linearen Verzerrungen, die alle Schallpegel betreffen und die mit einem Equalizer prinzipiell korrigierbar sind.

Leider führt nun ein doppelter Schalldruck nicht immer zu einer exakt doppelt so hohen Spannung. Insbesondere, wenn die Grenzen des Mikrofons erreicht werden, ist dies der Fall, was zu nichtlinearen Verzerrungen führt, die generell nicht mehr korrigierbar sind. Da sich diese Verzerrungen als Auftreten weiterer harmonischer Frequenzen, den sog. Oberwellen, ausdrücken lässt, berechnet man deren Anteil und bestimmt daraus den sogenannten Klirrfaktor. Durch Festlegung eines gerade noch akzeptablen Klirrfaktors erhält man bei Mikrofonen nun die maximal zulässige Schallstärke. Typische Mikrofone erreichen bei Pegeln um die 130 dBSPL den allgemein üblichen Grenzwert von 0,5%. Eine Verdopplung der Schallstärke ( +6dB) führt in etwa auch zu einer Verdopplung auf 1%, was ebenfalls ein gebräuchlicher Grenzwert ist.

Da in jedem Mikrofon elektrische Komponenten verbaut sind, die ein Eigenrauschen produzieren, ist es nun von Bedeutung, wie hoch diese Rauschspannung im Verhältnis zur Nutzspannung ist. Bei dynamischen Spulenmikrofonen liegen kaum Komponenten vor, sodass die Qualität der ersten Eingangsstufe des Verstärkers maßgeblich ist, weswegen kein wirkliches Grundrauschen angegeben werden kann, sondern nur die Empfindlichkeit allein benannt wird.

Bei Kondensatormikrofonen, mit denen wir uns hier befassen wollen, liegt im Mikro schon ein Vorverstärker vor, der - wie oben angesprochen - unter anderem den Frequenzgang der Wandereinheit (-> Kapsel) korrigieren soll und ein zwangsläufig ein Grundrauschen mitbringt, das z.B. von der Bauteilqualität abhängt. Dieses Rauschen lässt sich nach normierten Kurven zunächst in eine Spannung - und dann über die Empfindlichkeit in einen Schalldruck umrechnen. Dieser Schalldruck entspricht dann in etwa der Lautstärke, die so laut ist, wie das Grundrauschen. Sie wird allgemein Ersatzgeräuschpegel genannt und ist umso kleiner, je weniger die Elektronik rauscht und je höher die Empfindlichkeit des Mikrofons ist. Die Werte nach der sogenannten A-Kurve liegen für gute Mikros bei 7-15 dB. Die Werte nach der sinnvolleren CCIR-Kurve liegen jeweils um 12-13 dB höher. Gute Mikros haben demnach nach CCIR einen Ersatzgeräuschpegel von 20-25dB. Schlechte Mikrofone liegen z.T. um bis zu 20dB höher!

Besagter Mikrofonvorverstärker ist bei Kondensatormikros auch ein begrenzenter Faktor für die Maximallautstärke: Gibt eine Kapsel bei hohen Lautstärken mehr Spannung ab, als dieser VV verträgt, so entstehen ebenfalls Verzerrungen. Daher lassen sich auf viele Kondensatormikros Vordämpfungsglieder aufschrauben oder zuschalten, um noch höhere Lautstärken verkraften zu können. Da hierdurch indirekt der Rauschabstand sinkt, sollte nur dann Gebrauch davon gemacht werden, wenn es nötig ist. Liegen diese hohen Pegel aber vor, so ist das Grundrauschen logischwerweise bedeutungslos.

Ob und wie sich diese Werte nun auswirken, hängt von der logischen Funktion des Mikros und damit von der einfallenden Schallenergie ab. Es ist einsichtig, dass nah beschallte Mikros eher zum Übersteuern neigen, wodurch die Pegelfestigkeit von Relevanz ist, während leise beschallte- und in einiger Entfernung von der Quelle stehende Mikrofone kein Pegelproblem haben, dafür aber das Rauschen von hoher Wichtigkeit ist.

Diesbezüglich  wird im Weiteren noch ein sog. Signal-Rauschabstand definiert, der angibt, wie groß die Differenz zwischen dem Nutzsignal und dem Rauschen ist. Um ohne Kenntnis der späteren Lautstärke am Mikrofon einen solchen Wert festlegen zu können, bezieht man sich auf einen Normpegel von 94dB SPL. Hat man bei einem konkreten Mikro unter Berücksichtigung seiner Empfindlichkeit und der Eigenrauschspannung nach der CCIR-Kurve einen Ersatzgeräuschpegel von z.B. 24dB ermittelt, so beträgt der Abstand zwischen Nutzsignal und Rauschen (94-24) = 70 dB.  Hat man später bei der Aufnahme real ein Signal mit 84 dBSPL, so liegt dieses immer noch um 60dB über dem Rauschpegel, was einen Faktor 1000 bedeutet.

Die nachstehende Grafik (Exceltabelle) gibt einen Überblick über verschiedene Einsatzformen von Mikros aus der auch einige typische Schallereignisse und deren Pegel ersichtlich ist.

Man erkennt in der blauen Spalte, dass ein Signal umso lauter ist, je näher es aufgenommen werden soll. Ferner wird erkennbar, dass leise Signale stets drohen, im Rauschen zu versinken, wenn das Mikrofon ein zu hohes Grundrauschen besitzt. Für die Betrachtung wird nun angenommen, dass die gewonnenen Signale verstärkt, gewandelt und mit voller Lautstärke auf CD gebracht werden, wobei u.U. etwas Kompression zugelassen wird. Für die Stützmikros wird eine Zumischrelation von 10-15dB unterstellt, wodurch diese nicht mit voller Lautstärke auf der CD erscheinen. Dargestellt ist auch die Pegelsituation der akustischen Störsignale (gelb). Damit ergibt sich insgesamt eine Zuordnung zwischen der einfallenden Lautstärke und der späteren CD-Dynamik in Bits (von 0 bis 15).

Von links nach rechts sinkt der Anspruch an die Rauschfreiheit ab, weswegen ein erhöhter Rauschpegel des Mikros zugelassen wird (türkis) - gleichzeitig steigt das Erfordernis nach Pegelfestigkeit an. Bei den Beispielen Sprachaufzeichnung und Außenaufnahme, ist es auch mit den besten verfügbaren Mikrofonen nicht zu verhindern, dass die unteren Bits auf der CD verrauscht sind, während bei Stützmikrofonen auch ein erhöhtes Grundrauschen letztlich nicht auf der CD landet.

Beispiele einiger Kleinmembranmikros in Nierencharakteristik:

Herstellername Typ Ersatz-
Geräuschpegel
Maximalpegel
für 0.5% Klirr
Schalldruck-
empfindlichkeit
Nominal-
frequzenzbereich
Linearitäts-
abweichung
Microtech M 300 16 dB(A) 147 dB 12 mV/Pa 40-18000 Hz +/- 2dB
Neumann KM 184 13 dB(A) 138 dB 15 mV/Pa 20-20000 Hz
Shure KSM 137 14 dB(A) x dB x mV/Pa 20-20000 Hz
Elation KM 201 14 dB(A) 140 dB 15 mV/Pa 20-20000 Hz
Haun MBMN 440 14 dB(A) 126 dB 7 mV/Pa 40-20000 Hz
Haun MBC 660 15 dB(A) 126 dB 8 mV/Pa 40-20000 Hz
AKG C 1000 B 21 dB(A) 132 dB 6 mV/Pa 50-20000 Hz
MXL 603 MSP 17 dB(A) 134 dB 10 mV/Pa 30-20000 Hz
Oktava MK 012 18 dB(A) 136 dB 10 mV/Pa 20-20000 Hz
Behringer B 5 (N) 18 dB(A) 136 dB 12 mV/Pa 20-20000 Hz
Beyer Opus  5 22 dB(A) 130 dB 5 mV/Pa 30-20000 Hz

 

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J.S. Juni 1998
bearbeitet Juli 2004

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