Kaum ein
Thema sorgt in der Welt der Tontechnik für größere Diskussionen als das
Thema "Analogklang". Dem Laien (und auch vielen Fachleuten)
stellt sich dabei die Frage, was dies eigentlich ist.(?)
Nun,
einmal bezieht sich die Aussage auf die Art der verwendeten Technik: Auf
der Webseite eines Kollegen liest man davon, dass die Aufnahme mit einem
hochwertigen Analogpult erfolgt, warm klingende Röhrenmikrofone benutzt
werden, die in einen oberwellengenerierenden Klangprozessor münden. Die
CDs, die er verlegt, tragen indes das Label "DDD", für digitale
Aufnahme, Abmischung und Mastering. Verwirrung ist angesagt.
Vielfach
wird nun die Meinung vertreten, Analogtechnik sei der modernen
Digitaltechnik an Qualität überlegen, klinge musikalischer und wärmer.
Ich selbst habe dabei so mein Problem mit der Gegensätzlichkeit des
"analogen" und "digitalen" Klanges: Bei korrekter
Darstellung und Verarbeitung sind mit heutigen 96kHz und einer letzlichen
Dynamik von 24Bit alle hörbaren und damit relevanten Anteile analoger
Signale darstellbar und reproduzier- da gibt es keinen Unterschied.
richtig ist, daß sehr gutes analogEuipment priswertem digitaleuqiopmn
überlegn ist.
Wo es einen Unterschied gibt, sind die zahlreichen Wege, Signale zu
bearbeiten, bis man sie auf CD oder DVD bringt. Dummerweise werden hier
für manche Schritte von den Anbietern gerne Begriffe wie
"Analog", "warm" reingeworfen, weil der Kunde darauf
reagiert. Dass es am Ende nichts mit digital oder analog zu tun hat,
sondern es sich einfach um diverse Verzerrungen unterschiedlichster Art
handelt, bleibt dabei verborgen. Der Kunde assoziiert die Begriffe analog
nämlich gerne mit "musikalisch" während er "Digital"
oft mit "Qualität" verknüpft- siehe "digital
aufgenommen" (was Quatsch ist).
Mithin scheint es mir eine Frage des Gewohnheit zu sein -> Röhrenklang
ist durch Funk und Fernsehen seit Jahrzehnten etabliert- und auch
Soundkarten scheinen sich ins Ohr zu wuseln:-)
Tatsache ist aber offenbar wohl auch, dass das Gehör verzerrte Klänge
generell als angenehm empfindet und sogar als "Besser" als das
Original. Das betrifft vor allem das Hinzufügen von Oberwellen, also
nicht linearen Verzerrungen. Aber das hat nichts mit Analog oder Digital
zu tun: Viele Analogeffekte werden rein mathematisch, also digital erzeugt
um sie nachzubilden. Lustigerweise sind typische Analogeffekte
physikalisch betrachtet "digitale" Artefakte, wie z.B. die
Sättigungseffekte bei Bändern, die durch sprungweise Magnetisierung
entstehen.
Halten wir also fest: Für Viele ist der echte natürliche Klang zu banal
und unspektakulär, es braucht daher Klangmanipulation.
J.S. Stand
April 2004 |