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Aufnahme von Chören

Auf dieser Seite sind einige mögliche Mikrofonpositionen für die Aufnahme von Gesangsgruppen und Chören vorgestellt. Die Nummern bezeichnen das Mikrofonsystem (bzw. das Einzelmikrofon) sowie dessen Standposition. Bei den Mikrofonen handelt es sich meist um Kleinmembranmikrofone (KM) der Charakteristiken Niere (N) oder Kugel (K). Für das Hauptsystem (Stereomikrofonsystem) sind es immer KM. Lediglich für die nahen Stützen, z.B. die Solisten, kommen nach Bedarf auch GM zum Einsatz.

Animation einer Chorgruppe (C) JS 2004 Je nach gewünschtem Ergebnis und den Gegebenheiten vorort, sind verschiedene Verfahren möglich und sinnvoll. So kann ein einziges Stereosystem alleine, zwei Systeme (Nahsystem+Raum/Hallmikros) gleichzeitig oder ein Hauptsystem mit Stützen benutzt werden. Mit der richtigen Positionierung im Raum und Distanz zum Chor oder dem Solisten bzw. dem Abstand der Mikros zueinander werden die Brillanz und Deutlichkeit, die Breite der Abbildung auf der Stereobasis, sowie der Anteil des Raumklanges eingestellt. Die Animation zeigt eine einfache Anordnung mit nur 2 Mikrofonen für flache Aufstellung und kleinen Chor ohne Registerbetonung.
Animation einer Chorgruppe (C) JS 2004 Im Schaubild links erkennt man ein Stereohauptsystem aus 2 Mikrofonen mit 4 Einzelstützen (nicht registerorientiert) für eine SA+TB-Aufstellung. (Bei kleinen Chören sind auch 3 Mikros denkbar). Ähnlich kann eine registerbetonte Aufstellung der Mikrofone für SATB gefunden werden.

Das Stereobild aus den Stützen wird mit dem aus dem Hauptsystem überlagert und gfs. werden in bestimmten Situationen noch zusätzliche Raummikros beigemischt.

Die folgende Tabelle gibt einen ungefähren Eindruck einiger Kombinationsmöglichkeiten und dem etwaigen Höreindruck für flache und halboffene Aufstellung wieder

Flache Stellung (live)

Aufnahmeposition fuer Choere 1

Stellung Technik Klang Stütze Haupt Raum
S-A-T-B Aufstellungsbezogen, Laufzeitbetonung transparent     1K, 2K 3K, 4K    
9K 10K
Aufstellungsbezogen, Intensitätsbetonung Direkt bis Räumlich, 1N, 2N 3N, 4N 5K 6K    
7N 8N    
               

T-B
S-A

Aufstellungsbezogen direkt, diffus 1K 4K 5K 6K    
transparent    
räumlich, diffus     9K 10K

XXX

Aufstellungsneutral       7N 8N    
      5K 6K    
                 
                 
halbrunde Stellung (Produktion)

Aufnahmestellung bei Choeren 2

Stellung Technik Klang Stütze Haupt Raum
XXX Aufstellungsneutral direkt     5K 6K    
direkt     1N 2N    
transparent     3K 4K    
XXX Aufstellungsneutral weit, diffus     5K+9K 9K+6K    
weit, klar     5N+9N 5N+9N 1K 2K
sehr weit 7N 8N 5N+9N 9N+6N    
kompakt     9X 9Y 3K 4K
S-A-T-B Aufstellungsbezogen, Pegelrelevant direkt     7N, 5N 6N, 8N    
7N, 5N 6N, 8N 1N 1N    
Aufstellungsbezogen, Laufzeitrelevant direkt     7K, 5K 6K, 8K    
S-TB-A
Aufstellungsbezogen   7N,9N 8N 1K 2K    
  7N,9N 8N     1N 2N

Wie häufig, so kann auch bei Choraufnahmen kaum eine allgemeine Anleitung gegeben werden und auch obige Tabelle soll nur als Denkanregung verstanden werden. In der Praxis wird man die Wahl des Mikrofonsystems von den Umgebungsbedingungen und vor allem den gewünschten Klang einstellen. Außer bei Liveübertragungen werden Chöre immer zumindest mit einem Mikrofonsystem aus der Distanz aufgenommen, um einen geschlossenen Gesamtklang zu erzeugen. Dieses nimmt dann automatisch den existenten Raumklang mit auf, wodurch der Beschaffenheit des Raumes eine große Bedeutung zukommt. In akustisch günstigen Situationen ist es möglich, mit nur einem Stereosystem den Chor als Ganzes zu erfassen und einen befriedigenden Klang zu erhalten. Oft jedoch erzeugt ein Mikropaar in der dafür optimalen Distanz zuviel Hall oder der Chor wird infolge der existierenden Raumreflexionen zu undeutlich abgebildet:

In kleinen Räumen wird der Klang durch nahe stehende Wände sehr rasch zu dicht und schallend, während in großen Räumen oder gar Kirchen oft zuviel langer Hall vorliegt. Daher treten dem Hauptsystem meist nahe Stützmikrofone hinzu- besonders bei flacher Choraufstellung. Diese müssen jedoch mit Vorsicht gestellt und eingemischt werden, da sie helle Tonanteile und Explosivlaute überbetonen und dazu den Chor zersplittern, was bei kleinen Chören mit schwach besetzten Registern problematisch sein kann.  Die dadurch indirekt vorgenommene Aufteilung in Gruppen sollte sich diesbezüglich möglichst an den Registern und deren Position orientieren oder man wechselt zu einem völlig unspezifischen System aus zwei vermischten Hauptsystemen. Die halbrunde Aufstellung des Chores ist bei Aufnahmen ohne Zuschauer generell günstiger, da diese besser zu dem Abbildungsverhalten eines Stereosystems passt. Nicht eingezeichnet sind Solisten, die gfs ein Sondermikrofon benötigen.

J.S. Stand Dez. 2003

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