Eine
häufig gestellte Frage von Musikern ist, wie man einen Probenraum
effektiv gegen Lärm und unangenehmen Störschall dämmen kann. Bei dieser
Fragestellung müssen zwei Dinge unterschieden werden:
Einmal
geht es hierbei um die Schalldämmung im Sinne eine Lärmreduktion
von Innen nach Aussen zum Schutz der Nachbarn, oder auch umgekehrt von Außen nach Innen zum Schutz gegen unerwünschten Störschall bei Tonaufnahmen.
Im Vordergrund steht dabei in erster Linie die möglichst weitgehende
Schallelimination.
Zum anderen besteht die Forderung nach der Dämpfung von Reflexionen mit
dem Ziel der Klangverbesserung im Innenraum, um z.B. die
Aufnahmequalität oder die Sprachverständlichkeit zu steigern. Hierbei
geht es dagegen um die Schaffung eines ausgewogenen Klangbildes bei
möglichst gutem Erhalt des Schalls im Innenbereich!
Dies sind also zwei
vollkommen unterschiedliche Forderungen.
Die gewünschte Reflexionsdämpfung erreicht man durch den geschickten und
moderaten Einsatz von Absorbern sowie Weichschaummatten in Pyramidenform
und in sehr begrenzter Weise auch mit den typischen Eierkartons. Dies
betrifft aber lediglich die höheren Frequenzen. Speziell Schaumstoffe
wirken erst ab Frequenzen um etwa 1-2kHz. Diese stellen aber bezüglich
der Nachbarn kein Problem dar, da sie das Mauerwerk nicht durchdringen,
daher sind Schaummatten für Schallisolation untauglich. Die störenden
Bässe hingegen, die man sehr wohl außerhalb der eigenen Räume
wahrnimmt, werden nur von speziellen Breitbandabsorbern reduziert und dies
auch nicht vollständig. Derartige Absorber haben somit auch nur die
Aufgabe, im Innenraum für ausgewogenen Klang zu sorgen. Weitergehende Maßnahmen sind diesbezüglich
Diffusoren, die den Schall unspezifisch
Reflektieren, statt ihn zu vernichten.
Schaumstoffe,
Teppiche oder Vorhänge haben keine echte Wirkung auf die Dämmung nach
aussen!
Die einzige Möglichkeit, Schall effektiv daran zu hindern, das Mauerwerk
zu durchdringen und den Raum zu verlassen, ist sehr dick und schwer zu
bauen- bzw. mit zusätzlichen Zwischenwänden zu arbeiten. Je dicker das
Mauerwerk, oder sonstige Innenausbauten gestaltet sind, desto
undurchdringlicher werden sie für Schallschwingungen, da die Masse erst
in Bewegung gesetzt werden muss, bevor diese dann ihrerseits die Luft auf
der anderen Seite anregen kann. Maßgeblich ist hier das sogenannte
Flächengewicht des Materials: Auch vergleichsweise starker Schalldruck
bewegt eine schwere und dicke Wand nur minimal, sodas auch die Lauft
dahinter nur geringfügig angeregt wird. Leider lässt sich bautechnisch
hier im Nachhinein kaum etwas ändern!
Einen vorhandenen Raum nachträglich zu dämmen bedeutet daher, eine
zusätzliche Wand einzuziehen und die beiden entstehenden Lufträume
komplett zu trennen. Um einen eigenen abgeschirmten Bereich zu schaffen
muss eine komplett dichte Innenschale eingefügt werden. Beispielsweise kann
man durch typischen Trockenausbau eine Art Grundgerüst aus Holzlatten
oder Aluminiumprofilen aufstellen, welche ihrerseits Spanplatten oder
Gipskartonplatten tragen. Die Profile sollten vom Boden entkoppelt werden
und die verkleidenden Platten die Außenwand logischerweise nicht
berühren. Selbstredend braucht man dann eine zusätzliche Tür sowie gfs Fenster im Bereich des ursprünglichen Fensters. Diese sollten möglichst
gut schließen- im Idealfall praktisch luftdicht! Am Besten setzt
man alte und neue Türen bzw. Fester optisch direkt gegeneinander und
fügt etwas Schaumstoff zwischen die Rahmen ein. Die Belüftung, die
man in kleinen kompakten Schalenräumen, welche nicht den gesamten Raum
erfüllen, meist vorfindet, ist nicht notwendig: Das Raumvolumen ist ja
entsprechend größer und in den Pausen wird einfach durch 2 Fenster
hindurch gelüftet. Die Beleuchtung muss natürlich in den Innenraum
weitergezogen werden, genauso wie elektrische Anschlüsse.
Der gesamte Schallschutzeffekt wirkt dabei auf zwei Arten: Erstens
existieren nun zwei Wände, durch die der Schall hindurch muss und
zweitens komme es aufgrund von zeitlich verzögerten Wellenreflexionen an
den beiden räumlich versetzen Wänden auch zu Überlagerungen und
Auslöschungen derselben. Außerdem wird der Zwischenraum teilweise mit
Dämmmaterial gefüllt, um die darin enthaltene Luft zu beruhigen. Nur
diese Maßnahme des sogenannten "Raum im Raum"- Prinzips
allein, kann gegen Störschall in beide Richtungen wirklich wirksam
helfen.
Die Innenseite einer solchen Konstruktion hört sich natürlich wieder so
an, wie ein leerer Raum: Es peitscht und knallt bei jedem Geräusch und
zusätzlich schwingt der Raum gemäß seiner Eigenfrequenzen mit. Die
Wände müssen daher gemäss der Forderung nach einem gleichmäßig
klingenden Raum durch geeignete Dämmmaßnahmen beruhigt werden.
Der
Knackpunkt ist also das Doppelraumsystem: Vereinfacht könnte man sagen,
dass Mauerdicke und Doppelraumsystem gegen die Schallquantität wirken,
während Dämmstoffe auf oder vor der Wand die Schallqualität definieren.
Von
Seiten professioneller Hersteller gibt es inzwischen ein Palette an
Lösungen für mobile Raum-in-Raum-Konzepte: Mehr oder weniger große
Boxen und Kabinen lassen sich nachträglich in Studios und Probenräumen
aufstellen und bei Bedarf wieder demontieren.
J.S. Mai
2001 - Stand Juni 2007 |